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An Herausforderungen wachsen

Große Resonanz beim Vortragsabend am THG

Die Schulleitung, der Elternbeirat und der Freundeskreis des Theodor-Heuss-Gymnasiums hatten mit großzügiger Unterstützung der Buchhandlung Lehmann den Publizisten Michael Felten aus Köln zu einem Elternabend zum Thema „Schule besser meistern!“ eingeladen.

 

Im voll besetzten Mehrzweckraum der Schule resümierte zunächst der Referent die heutige Situation: Die deutlich geringere Zahl an Kindern in einer Familie wecke einerseits bei den Eltern oft die falsche Vorstellung, das einzige oder die wenigen Kinder beliebig formen zu können, andererseits sei eine immer stärker um sich greifende Erziehungsunsicherheit festzustellen. Statt klar Position zu beziehen und die Rolle des erwachsenen Erziehers anzunehmen, würden viele Mütter und Väter lieber mit dem Hinweis auf die freie Entfaltung des Kindes die Dinge laufen lassen bzw. die Kinder verwöhnen und ihnen jeden Stein aus dem Weg räumen. Ergebnis seien dann eine zu niedrige Frustrationstoleranz der Jugendlichen, die nur mehr schwer mit Enttäuschungen umgehen könnten, sowie ein zu geringes Durchhaltevermögen, das aber Voraussetzung nicht nur für den schulischen Erfolg ist.

Michael Felten plädierte dafür, sich stattdessen an den drei Bedürfnissen der Heranwachsenden zu orientieren, wie sie der Kinderpsychologe Bruno Bettelheim zusammengefasst hat.

Das Wichtigste in der familiären Beziehung sei es, dem Kind immer wieder das Gefühl zu vermitteln, dass es im Leben nicht allein sei. Ganz konkret bedeute das, regelmäßig eine gemeinsame ruhige Zeit zu verbringen, sich für die schulischen Aufgaben der Kinder zu interessieren und den Austausch mit den Lehrern zu suchen.  Eine zweite Aufgabe bestehe darin, mit den Kindern und Jugendlichen die Welt zu entdecken. Dabei gehe es nicht um ausgedehnte Abenteuerreisen, sondern vielmehr um die Vermittlung der Erfahrung, dass sich Interessantes und Faszinierendes auch in alltäglichen Dingen wie dem Beruf der Eltern verberge. Eine dritte Herausforderung, die heute auch nach Einschätzung des Publikums in der Erziehung oft zu kurz komme, sei es, den Kindern zuzumuten, auch Belastungen auszuhalten. Eltern sollte es nicht in erster Linie darum gehen, dass ihre Sprösslinge immer Spaß hätten und Anstrengungen aus dem Weg gehen könnten, vielmehr sollten sie ihnen klarmachen, dass manchmal Alltagswünsche etwa zugunsten der häuslichen Übungszeit für die schulischen Aufgaben auch eingeschränkt werden müssten, dass Enttäuschungen bei entsprechendem Mitgefühl der Familie auch überwunden werden können und vor allen Dingen dass die jungen Menschen an Herausforderungen wachsen können.

 

Die Schule bezeichnete Michael Felten abschließend als Glücksfall, da sie den Jugendlichen erlaube, gründliches Arbeiten zu erlernen, sich in der Gruppe zu sozialisieren, ihr Bewusstsein zu erweitern, in einem gesellschaftlichen Schutzraum an Herausforderungen zu reifen und letztlich so auch aus dem Umfeld ihrer Herkunft aufsteigen zu können. Ein reger Austausch der anwesenden Eltern und Erzieher untereinander beendete den interessanten und immer wieder auch von Bildern untermalten Vortrag.

Dr. Renate Rachidi, StDin